Wissenswertes zum Schleudertrauma

Das Schleudertrauma der Halswirbelsäule (HWS) muss in der Gesamtheit des Körpers betrachtet werden, da Kopf und Hals Teile dessen sind und im Gesamtzusammenhang zu interpretieren sind.

 

Das individuelle Unfallgeschehen in seiner spezifischen Wirkung auf den Körper und dessen Gegenreaktion auf die Unfallkraft, ist für das Verständnis ausschlaggebend. Statische Untersuchungsmethoden, wie Röntgenbilder etc., sind nicht zielbringend, da mit diesen Methoden lediglich Strukturstörungen und nicht Funktionsstörungen erfasst werden können. Die Kenntnis der HWS-Funktion als eigenständiges Sinnesorgan für die Eigenempfindung des Körpers ist der zweite Schlüssel für das Gesamtverständnis.

Fehler in den Sinnesorganen
Sinnvoll geregelte Funktionen setzen voraus, dass die Informationen, die das Gehirn bekommt, auch tatsächlich zutreffend sind. Erhält das Gehirn falsche Informationen, können seine Reaktionen nicht mehr korrekt sein.

 

Falsche Informationen entstehen, wenn die Sinnesorgane erkrankt oder in ihrer Funktion gestört sind: wie beim HWS-Schleudertrauma.

 

Das Gehirn verarbeitet Informationen so, wie diese ankommen. Wenn die Messorgane Falsches liefern, können diese Fehler vom Gehirn selbst nicht erkannt werden.

 

Das Gleichgewichtsorgan misst die Stellung des Kopfes im Verhältnis zur Erdanziehungskraft, die Propriozeptoren sind für die Wahrnehmung der Stellung und Bewegung des Körpers im Raum zuständig. Die Messergebnisse beider Systeme werden im Gehirn abgeglichen. Dies funktioniert, solange die Messergebnisse einander bestätigende sinnvolle Daten liefern.

Konkurrierende Sinnesmeldungen

Ein Problem entsteht, wenn die Messergebnisse einander ausschließende Ergebnisse liefern. Etwa wenn das Gleichgewichtsorgan das Ergebnis “waagerecht” und gleichzeitig die Propriozeptoren der HWS das Ergebnis “schräg” melden. Das Gehirn ist nicht fähig zu entscheiden, welches Organ die zutreffenden Informationen liefert.

 

In diesem Fall empfindet man Schwindel in allen verwandten Varianten: von der Konzentrationsstörung bis hin zur totalen Bewusstlosigkeit – dem Zusammenbruch des logischen Systems. Der Schwindel ist, so betrachtet, eine Erkrankung, die darauf beruht, dass einander ergänzende mechanische Rezeptorensysteme einander widersprechende Informationen liefern.

Wie entsteht ein Schleudertrauma?

Das Schleudertrauma der Halswirbelsäule entsteht im Zusammenhang mit Unfällen, bei denen der Kopf im Verhältnis zum Körper aufgrund seines Gewichtes in eine Richtung geschleudert wird. Die HWS wird hierbei überdehnt. Zu objektivierbaren Verletzungen (Zerreißungen, Frakturen) kommt es normalerweise nicht.

 

Die resultierenden Beschwerden sind ebenso mannigfaltig wie nachhaltig und konzentrieren sich auf Fehlfunktionen der Sinnesorgane des Kopfes. Es kommt zu unterschiedlichsten Schmerzen, Schwindel, Seh-, Hör-, Geschmacks-, Raumorientierungs-, Schlaf- und Denkstörungen, bis hin zur sozialen Isolation. Das Beschwerdebild ist insofern uneinheitlich, als jede Patientin und jeder Patient ein individuelles Muster an Störungen und Kombinationen aufweist. Das jeweilige individuelle Muster bleibt jedoch konstant bestehen.

Wie lässt sich ein Schleudertrauma therapieren?

Eine Therapie ist immer möglich. Das Herangehen weist unterschiedliche Schwierigkeitsgrade auf und richtet sich nach der anatomischen Zugänglichkeit der gestörten Areale.

 

Sind die Areale zugänglich, genügt eine einmalige therapeutische Lokalanästhesie zur Ausheilung. Dies ist im HWS-Bereich eine sehr kritische Angelegenheit.

 

Wesentlich weniger gefährlich und genauso wirksam ist die Normalisierung der Funktionen durch Fingerdruckreize. Dies ist eine Technik, die eine entsprechende Schulung der Physiotherapeuten erfordert.

 

Ist dies keine Option, muss die Selbstregulation über gezielte Bewegungsübungen, die die Umkehrbewegung der verursachenden Unfallbewegung darstellt, durchgeführt werden. Dies wird durch von außen geführte Bewegungen erreicht und muss anschließend von der Patientin oder dem Patienten selbst fortgesetzt werden. Hier werden nicht Kräfte, sondern Bewegungen trainiert.

 

Da die Selbstheilung möglich ist, ist die Prognose insoweit gut. Das medizinische Denken muss um das Denken der Regulationslogik erweitert werden, um zum Erfolg zu gelangen.

Übungsvideos

Anhand unserer Videos zeigen wir Ihnen unterschiedliche Übungen, mit denen Sie bestimmte Körperpartien trainieren können. So beugen Sie Schmerzen vor.

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